PD Dr. Angelika Rauch M. Sc.
Dieser Artikel wurde verfasst von PD Dr. Angelika Rauch M. Sc.
Zentrum Zahnmedizin in den Fünf Höfen, München

Zähneknirschen, Verspannungen im Gesichtsbereich, Kopfschmerzen

Beschwerden im Gesichtsbereich können verschiedenste Ursachen haben. Neben zahnbezogenen Ursachen wie Entzündungen des Wurzelkanals oder Karies können funktionelle Beschwerdebilder vorliegen. Im Wesentlichen werden dabei zwei Diagnosen unterschieden: die Parafunktionen (Bruxismus) oder die Dysfunktionen (Craniomandibuläre Dysfunktion kurz CMD). In vielen Fällen sind die Ursachen für solche funktionellen Beschwerden multifaktoriell, das heißt, durch viele Faktoren bestimmt. So können zum Beispiel eine stark ausgebildete Kaumuskulatur, Veränderungen des Kiefergelenkknorpels aber auch psychosoziale Faktoren wie Stress oder hormonelle Faktoren einen wesentlichen Einfluss haben.

Bruxismus

Bruxismus umfasst verschiedenste Zahnbewegungen wie das Knirschen, Pressen oder auch Klappern mit den Zähnen. Einige Patienten „arbeiten“ nur tagsüber mit den Zähnen, einige nur nachts oder andere ganztags. Häufig –besonders bei Wachbruxismus – ist der Alltagsstress eine wesentliche Ursache. Nicht umsonst heißt es im Volksmund: „Man beißt sich durch ein Problem“. Die vermehrte Bewegung mit den Zähnen kann eine Ursache für schnellen Zahnverschleiß sein. Eine Aufbissschiene ist daher in vielen Fällen nützlich, um die Zähne zu schützen. Diese ist jedoch häufig nicht Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.

Durch die erhöhte Zahnaktivität kommt es in einigen Fällen auch zu Verletzungen der Mundschleimhaut, welche sich nach einiger Zeit als weißliche Linien in der Wangenschleimhaut darstellen können. Die Mundschleimhaut sollte daher von Ihrem Zahnarzt in regelmäßigen Abständen beurteilt werden, um eine pathologische Veränderung des Gewebes auszuschließen.

Hinsichtlich des Managements von Bruxismus kann der Zahnarzt Ihnen weitere therapeutische Hilfsmittel anbieten. So kann zum Beispiel Biofeedback genutzt werden, eine gelenkte Muskelentspannung unter Anleitung (z. B. PMR nach Jacobson) oder die Injektion von Botulinumtoxin (Botox). Auch der Wiederaufbau von verloren gegangener Zahnhartsubstanz mit zahnfarbenen Materialien ist möglich und kann häufig z. B. mit Table Tops minimalinvasiv umgesetzt werden. Eine umfangreiche Diagnostik und Vorbehandlung sind in diesen Fällen jedoch sehr wichtig. Ihr Zahnarzt kann hinsichtlich der therapeutischen Hilfsmittel beraten und Ihnen auf Sie zugeschnittene Tipps geben.

TIPP: 
Sie möchten kontrollieren, ob Sie mit den Zähnen knirschen, pressen oder klappern? Kleben Sie einen auffälligen Sticker wie einen roten Punkt an Ihren Arbeitsplatz und kontrollieren Sie sich selbst, immer wenn Sie den auffälligen Sticker sehen.

roter Punkt

Weitere Informationen finden Sie auch in den Patienteninformationen der DGFDT
www.dgfdt.de/krankheitsbilder

Verspannungen im Gesichtsbereich

Durch häufiges Zähneknirschen, Zähnepressen oder Zähneklappern (Bruxismus) wird Ihre Kaumuskulatur überdurchschnittlich stark „trainiert“. Dies kann Verspannungen im Wangen- oder auch Schläfenbereich hervorrufen. Das Vorhandensein von Bruxismus kann auch eine schmerzhafte Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) begünstigen. Einige Patienten bemerken bei einer CMD Schmerzen im Gesichtsbereich oder auch eine eingeschränkte Mundöffnung (Kieferklemme).

Eine Linderung von Beschwerden durch Bruxismus kann durch eine Entspannung der Muskulatur erzielt werden. Dies ist u. a. in Form von ganzheitlichen Entspannungstechniken, Tragen einer Aufbissschiene oder Wärme- bzw. Kälteanwendungen im Gesichtsbereich möglich.

TIPP: Ein regelmäßige Ausüben von Entspannungstechniken im Rahmen eines Sportkurses wird von vielen Krankenversicherungen gefördert. Dabei kommen zum Beispiel Yoga, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Autogenes Training in Frage. Ihrer Krankenversicherung kann Ihnen hierzu weitere Informationen geben; auch auf den Internetseiten der Krankenversicherungen finden sich häufig interessante Hinweise.

Frau beim Yoga

TIPP: 
Bei akuten Verspannung kann zum Beispiel die Anwendung eines warmen oder kalten Kirschkernkissens helfen. Legen Sie dies auf die verspannte Kaumuskulatur und lassen Sie es einige Minuten wirken.

Kopfschmerzen und Migräne

Durch häufiges Zähneknirschen, Zähnepressen oder Zähneklappern (Bruxismus) wird Ihre Kaumuskulatur überdurchschnittlich stark „trainiert“. Dies kann Verspannungen im Wangen- oder auch Schläfenbereich hervorrufen. Das Vorhandensein von Bruxismus kann auch eine schmerzhafte Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) begünstigen. Einige Patienten bemerken bei einer CMD Schmerzen im Gesichtsbereich oder auch eine eingeschränkte Mundöffnung (Kieferklemme).

Was tun bei Zähneknirschen, Verspannungen im Gesichtsbereich, Kopfschmerzen

Je nach Ursache können entweder Sie selbst und/oder Ihr (Zahn-) Arzt etwas dagegen tun.

Das können Sie selbst tun:

Selbstbeobachtung:
Finden Sie heraus wann und warum Sie mit den Zähnen knirschen, pressen oder klappern (Rote-Punkt-Methode). Durch Ihre Selbstkontrolle lernen Sie Einflüsse auf Ihren Bruxismus besser kennen und können ggf. selbst gegensteuern.

Stress vermeiden:
Haben Sie häufiger Stress oder werden Ihre Beschwerden stärker bei zunehmendem Stress? In Phasen mit verstärkten Beschwerden können Entspannungstechniken helfen, um die Symptome zu lindern.

Vermeiden von Genussmitteln:
Der Konsum von Alkohol und Nikotin kann Bruxismus verstärken, daher sollten Sie diesen besonders vor dem Schlafengehen eher vermeiden.

Regelmäßige Zahnarztbesuche:
Nutzen Sie die Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Zahnarzt, um den Verschleiß Ihrer Zähne und Veränderungen der Mundschleimhaut kontrollieren zu lassen. Falls Sie eine Aufbissschiene tragen, sollte diese regelmäßig von Ihrem Zahnarzt kontrolliert und ggf. eingestellt werden.

Das macht der Arzt:

Beim Vorliegen von Zähneknirschen, Verspannungen im Gesichtsbereich oder Kopfschmerzen kann Ihnen Ihr Zahnarzt als Ansprechpartner helfen. Eine Beurteilung der Zahnabnutzung und der Mundschleimhaut erfolgt bei den Kontrolluntersuchungen. Eine ausführliche Diagnostik ist bei Ihrem Zahnarzt möglich, wird jedoch von einigen Krankenversicherungen nicht übernommen. In bestimmten Fällen sind auch interdisziplinäre Therapieansatz notwendig, bei denen eine Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen u.a. mit Fachärzten für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Schmerztherapie oder Psychosomatik notwendig wird.

Die ausführliche Funktionsdiagnostik umfasst oft:

Anamnese (Patientengespräch/Fragebögen):

– Nachfragen nach Allgemeinerkrankung wie Arthrose, Osteoporose, Fibromylagie, neurologischen Erkrankungen oder vorausgegangenen Unfällen
– ob und welche Medikamente Sie derzeit anwenden
– seit wann Sie die Beschwerden haben und welche therapeutischen Maßnahmen bereits durchgeführt wurden
– Lebensgewohnheiten wie aktuelle Stressbelastung, weitere psychosoziale Co-Faktoren, Ernährungsgewohnheiten

Untersuchung von Kaumuskulatur und Kiefergelenken

Der Zahnarzt vermisst den maximalen Bewegungsumfang des Kiefers, prüft auf Kiefergelenkgeräusche und tastet bestimmte Punkte Ihrer Kaumuskulatur ab. In Deutschland werden verschiedenste Befundbögen verwendet und viele ermöglichen eine gute und ausführliche Untersuchung. Erkundigen Sie sich gern, welches System Ihr Zahnarzt verwendet.

Untersuchung von Zähnen und der Mundhöhle

Da auch Erkrankungen der Zähne oder des Zahnhalteapparates häufig Beschwerden im Gesichtsbereich auslösen können, prüft der Zahnarzt sorgfältig jeden einzelnen Zahn auf Karies und Lockerung und nimmt vorhandene Füllungen, Kronen oder Zahnersatz genau unter die Lupe. Die Gesundheit des Zahnfleisches kann der Zahnarzt beurteilen. So lässt sich oft schon visuell und mit Hilfe einer Messsonde erkennen, ob das Zahnfleisch geschwollen oder stark gerötet ist beziehungsweise blutet.

Instrumentelle Funktionsdiagnostik

In einigen Fällen kann es erforderlich sein, ihr Kausystem zu vermessen. Dies ist meist durch eine ultraschallbasierte Gelenkbahnaufzeichnung möglich. Diese Methodik ist als weiterführende Untersuchung anzusehen und kann bei manchen Patientenfällen auch bei der Anfertigung von Zahnersatz genutzt werden.

Zähneknirschen, Verspannungen im Gesichtsbereich, Kopfschmerzen: Wann müssen Sie zum Arzt?

Schmerzen und Beschwerden im Gesichtsbereich sind in den meisten Fällen von kürzerer Dauer. Wenn die Beschwerden über Wochen anhalten, sollten Sie Ihren Zahnarzt aufsuchen, um eine Chronifizierung der Beschwerden zu vermeiden. Auch wenn Ihnen eine erhöhte Abnutzung Ihrer Zähne auffällt, sollten Sie eine Untersuchung vereinbaren, damit ein Konzept zum Schutz Ihrer Zähne erstellt werden kann. Bei Beschwerden, die nicht typisch für Bruxismus oder CMD sind, kann es außerdem notwendig sein, andere Fachärzte hinzuzuziehen (z. B. Rheumatologe, Neurologe), um eine fachspezifischen Diagnostik und Therapie durchzuführen. Ihr Zahnarzt berät Sie hinsichtlich der notwendigen Diagnostik und der unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten.

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